Das KAWA- River- Modell
„Kawa“ ist das japanische Wort für Fluss. Der Fluss dient in diesem Modell als allgemeine Metapher für das Leben. Das fließende Wasser steht allgemein für Lebensenergie und gehört neben Feuer, Erde und Luft zu den vier Elementen und ist ein wichtiges Thema im Zusammenhang mit unserer Umwelt. Das Flussbett, Steine, Treibholz und die Zwischenräume stellen in dem Modell vorhandene Ressourcen dar. Der Lebensfluss entspringt hiernach in irgendeiner Quelle und endet irgendwann im Ozean, am Ende des Lebens.
Das Kawa- Modell entstand, als japanische ErgotherapeutInnen nach einem Modell suchten, dass die Vielschichtigkeit der ergotherapeutischen Interventionen veranschaulicht und gleichzeitig mit ihrer ostasiatischen Lebensanschauung kompatibel ist.
The essence of the Kawa Model (Iwama 2006) is basically to enable occupational therapists everywhere to “just ask the client how they want to live their lives so that it is more meaningful to them, and look together with them at what we can do to achieve that.” (Teoh 2010)
Das Ziel der Ergotherapie ist hiernach den Lebensfluss zu stärken. Dazu erarbeiten und formulieren Ergotherapeuten zusammen mit dem Klienten Ansatzpunkte, sodass das Wasser besser fließen kann und somit die Betätigungsperformanz erhält oder verbessert.
Mögliche Fragen begleiten den Prozess:
Muss das Flussbett breiter oder schmaler werden? (Verbesserung der Umweltfaktoren)
Muss ein Stein aus dem Weg geräumt werden? (Beseitigung eines Problems)
Wird mehr Wasser benötigt? (Verbesserung der Gesundheit und Lebensenergie)
Muss sich ein neuer Flussarm bilden, da das Problem zu groß ist? (Entwicklung einer neuen Lebensenergie und- qualität nach einer schwerwiegenden Krankheit)
Die Komponenten des Modells
Wasser
Flussbett und –wände
Steine
Treibholz
Zwischenräume
Das Wasser des Flusses symbolisiert den Lebensfluss und die Gesundheit des Menschen. Im Kawa- Modell steht es für die vorhandene Kraft und Gesundheit.
„Das Wasser umhüllt, definiert und beeinflusst die anderen Elemente des Flusses, die ihrerseits Tiefe, Gestalt und Geschwindigkeit des Wassers beeinflussen.“
(Iwama 2007, S.112)
Das Flussbett und –wände stehen für die physische und soziale Umwelt des Klienten. Das Flussbett kann sich positiv oder negativ auf die bestehenden Probleme auswirken. Die Kraft des Wassers, welches durch ein stabiles Flussbett ströhmt ist fähig Steine aus dem Weg zu räumen. Sind die Wände aber zu schwach oder zu niedrig, bieten sie nicht genügend Widerstand, brechen gegebenenfalls oder das Wasser geht übers Ufer. Somit hindern sie den Fluss des Wassers.
Die Steine repräsentieren Lebensumstände und Probleme welche den Lebensfluss behindern.
Sie können ganz unterschiedlich sein in Größe, Form, Anzahl und Anordnung. Sie können auf dem Boden des Flussbettes liegen oder aufeinandergestapelt liegen und somit den Fluss behindern.
Das Treibholz zeigt persönliche Ressourcen und Barrieren wie z.B. Werte (Fleiß, Ehrlichkeit, Optimismus, Musik, Kunst), materielle Gegebenheiten (Wohlstand, Ausstattung) und immaterielle Ressourcen (Verwandte, Freunde).
Die Ressourcen sind wie Treibholz vergänglicher Natur. Sie können helfen durch die Kraft des Flusses Steine aus dem Weg zu räumen. Aber auch können sie sich zwischen den Steinen verkeilen und zu Barrieren werden.
Die Zwischenräume zwischen Steinen, Ufer und Treibholz stellen mögliche Ansatzpunkte und Potentiale dar. Der Fluss des Wassers zeigt, wo Betätigungen und die Betätigungsperformanz des Klienten liegen. Im ergotherapeutischen Prozess schauen wir, wo Energie fließt und was die Räume und Kanäle vergrößern könnte.
Es ist nicht unbedingt die Steine zu verkleinern, es könnte auch mehr Raum entstehen, indem man das Flussbett breiter oder tiefer würde (Umweltfaktoren verbessern), der Fluss mehr Wasser führen würde (Lebensenergie steigern), oder sich weniger Treibholz verfangen würde (Beseitigung der Barrieren).